Die Margetshöchheimer Mitte – die Liste für Umwelt und Natur (MM) hat die Wanderausstellung „Alfred Eck, die Helden von Baldersheim“ nach Margetshöchheim geholt, um damit an Alfred Eck zu erinnern und ihn zu ehren, der in den letzten Kriegstagen nach Verhandlungen mit den anrückenden Amerikanern sein Heimatdorf Baldersheim vor Tod und Zerstörung gerettet hat. Dafür wurde er nach einem rechtswidrigen Kriegsgerichtsverfahren an Ostern 1945 in Aub als Deserteur und Vaterlandsverräter an einem aus Leitern errichteten Galgen hingerichtet. Über seinen Tod hinaus wurde er auch als Deserteur und Fahnenflüchtiger diffamiert, besonders als auf Initiative des Notars und damaligen Auber Stadtrats Kilian Angermaier die Auber Schule nach Alfred Eck benannt werden sollte. Die Schulbenennung scheiterte nicht zuletzt am damaligen Schulamtsdirektor Schäffer, der die Ansicht vertrat, man könne eine Schule nicht nach einem Deserteur benennen. Angesichts der massiven Verunglimpfungen Alfred Ecks zog die Familie Eck schließlich ihr Einverständnis mit der Schulbenennung zurück.
Jahre später unternahm 2015 Bernhard Mader einen neuen Anlauf und beantragte, die Auber Schule nach Alfred Eck zu benennen, was allerdings der Auber Stadtrat ablehnte. Stattdessen suchte man nach anderen Möglichkeiten, den Opfertod Ecks zu würdigen. Auf Anregung Frank Stößels arbeitete eine Geschichtswerkstatt die letzten Tage des 2. Weltkriegs auf und fasste die Ergebnisse in der Wanderausstellung zusammen, die 2022 dafür den Würzburger Friedenspreis erhielt und nun in Margetshöchheim im Etthöferhof gezeigt wird.
Die MM-Vorsitzende Ursula Grosch konnte zur Ausstellungseröffnung eine ganze Reihe von Kommunalpolitikern und Vertreter von Verbänden begrüßen. Beim Auber Bürgermeister Roman Menth bedankte sie sich für die Überlassung der Ausstellung. Dass auch Hans-Rainer Eck, der Neffe des Helden von Baldersheim, der Einladung gefolgt ist, sei für die MM eine besondere Ehre. Kilian Angermaier habe wegen einer Erkrankung seine Teilnahme leider absagen müssen. Seine Person sei der Schlüssel zu einem ehrwürdigen Gedenken an Alfred Eck. Seine Beharrlichkeit sollte uns Mut machen, nicht nachzulassen, wenn es um Zivilcourage bis hin zur Selbstaufopferung geht. Frau Grosch wünschte ihm eine baldige Genesung.
Anschließend erläuterte Peter Etthöfer, der sich als langjähriger MM-Vorsitzender bereits seit 1995 mit dem Schicksal des Helden von Baldersheim intensiv beschäftigt hatte, warum man die Ausstellung gerade nach Margetshöchheim geholt habe. Es habe ihn damals zutiefst berührt, dass Alfred Eck wegen seines Einsatzes für sein Heimatdorf Baldersheim in den letzten Kriegstagen brutal und völlig sinnlos am Galgen enden musste. Und es habe ihn erst recht aufgebracht, dass der Vorschlag von Kilian Angermaier, die Auber Schule nach Alfred Eck, den Helden von Baldersheim, zu benennen, nicht nur auf schwer nachvollziehbare Widerstände stieß, sondern dass die wahrhafte Heldentat Alfred Ecks auch Anlass für ehrabschneidende Verunglimpfungen war. Schlimm sei, dass das nicht nur von einigen Stammtischbrüdern ausging, sondern dass auch der damalige Schulamtsdirektor Schäffer dabei eine maßgebliche Rolle gespielt habe.
Als er 1996 im Ortsblatt der Margetshöchheimer Mitte kritisch die Rolle Schäffers ansprach, habe man ihn im Ortsblatt der SPD massiv angegriffen und beleidigt. Man habe ihm sogar „publizistische Methoden, die aus der braunen Hexenküche stammen“ unterstellt.
Es war ihm nun ein Herzensanliegen, die Ausstellung in den Hof seiner Familie in Margetshöchheim zu holen.
In die Ausstellung führte anschließend der Initiator und ehemalige Moderator der Geschichtswerkstatt Frank Stößel ein. Eingangs erinnerte er daran, dass Eck mit seiner Tat es den heranrückenden Amerikanern und den Dorfbewohnern erspart habe, dass Blut auf beiden Seiten vergossen wurde. Bei seiner Kontaktaufnahme mit den Amerikanern wurde Eck damals vom Bürgermeister und einem weiteren Baldersheimer begleitet. Nur weil Eck vor dem Standgericht trotz massiver Gewaltanwendung durch den Hauptmann Busse seine Mitstreiter nicht verriet, kamen diese mit dem Leben davon.
Die Geschichtswerkstatt fand im Urteil des Landgerichts Würzburg „in dem Strafverfahren gegen Hauptmann Busse wegen Mordes“ bzw. Totschlags an Alfred Eck: „Der Angeklagte B. wird als Totschläger sowie wegen 4 selbständiger Vergehen der vorsätzlichen leichten Körperverletzung zur Gesamtgefängnisstrafe von drei Jahren und sechs Monaten sowie zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt. Auf diese anerkannte Strafe werden sechs Monate der erlittenen Untersuchungshaft angerechnet.“
Aus dem Protokoll geht anhand von Zeugenaussagen außerdem hervor, dass Alfred Eck selbst nach damals geltendem Recht wegen Verfahrensfehlern, z.B. Anwendung von Gewalt bei der Vernehmung, gar nicht hätte zum Tode verurteilt werden dürfen, und dass er weder fahnenflüchtig, noch Deserteur, noch Landesverräter war. Alfred Eck befand sich gemäß Zeugenaussagen nachweislich
im Fronturlaub und im Krankenstand.
Fassungslos machte Frank Stößel die vom damaligen Schulamtsdirektor geäußerte Behauptung, man könne eine Schule nicht nach einem Deserteur und Verräter benennen. Alfred Eck aber war beides nicht. Stößel stellte fest: Zu Recht wurde die Behauptung des Verantwortlichen der Staatlichen Schulverwaltung und Vorsitzenden eines Lehrerverbandes als falsch und ehrabschneidend erkannt. Es wäre deshalb sehr zu begrüßen, wenn sich nun auch die im BLLV organisierte Lehrerschaft von dieser Ungeheuerlichkeit distanzierte.
Am Schluss verlas Frank Stößel ein Grußwort Kilian Angermaiers an die Familie Etthöfer, die die Ausstellung in ihren Hof geholt hat:
„Schade, dass ich heute nicht bei Ihnen sein kann. Ich freue mich über jeden, der heute in Ihrer Gemeinde Interesse zeigt an der Wanderausstellung „Die Retter von Baldersheim“. Denn der Erinnerung an Alfred Eck ist über Jahre Unrecht geschehen. Vor allem der Geschichtswerkstatt der Stadt Aub ist es zu verdanken, dass die Ehre von Alfred Eck nach so vielen Jahren wiederhergestellt worden ist…
Ihrem Engagement, Familie Etthöfer, gebührt in gleicher Weise Dank. Sie haben ja auch Unrecht hinnehmen müssen bei dem Bemühen, die Verunglimpfung des Naziopfers Alfred Eck an den Pranger zu stellen. Es bleibt zu hoffen, dass Ihr Vorbild, die Wanderausstellung zu präsentieren, weitere Nachahmer im Landkreis finden wird, die sich in vergleichbarer Weise dafür einsetzen, dass grundlegende Werte unserer Gesellschaft nicht mit Füßen getreten oder verleumdet werden.
Mit meinem Antrag an den Stadtrat von Aub im Jahre 1984 habe ich den Stein ins Rollen gebracht, die Person Alfred Eck und seine Tat in Erinnerung zu rufen und zu würdigen. Ich danke daher allen, die dazu beigetragen haben und es weiterhin tun, dass dieser Stein mit der Wanderausstellung weiter rollt, so hoffe ich es jedenfalls. Es kann doch für die Werte gerade junger Menschen kein besseres Beispiel geben als Alfred Ecks selbstloser Mut und sein kompromissloses Einstehen für seine Mitmenschen.“
Aus dem Kreis der Anwesenden meldete sich dann mit dem 94jährigen Helmut Försch ein Zeitzeuge zu Wort, der mit eindringlichen Worten darauf hinwies, dass wir in Deutschland nach dem Krieg den Faschismus nicht aufgearbeitet haben, teilweise auch heute noch nicht. Deshalb sei die Ausstellung über Alfred Eck so wichtig. Kritisch äußerte er sich auch zur Rolle des ehemaligen Schulamtsdirektors Fritz Schäffer, mit dem er die Schule besucht hatte.
Die Ausstellung über das Schicksal Alfred Ecks im Etthöferhof in Margetshöchheim (Mainstraße 13) ist noch am kommenden Wochenende (29. und 30. April) jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Zwischenzeitlich wurde sie auch von Klassen der Margetshöchheimer Verbandsschule besucht. Nach den Erfahrungen mit dem Besuch von Klassen der Margetshöchheimer Schule kann die Ausstellung den Schulen im Umkreis nur wärmstens empfohlen werden. Interessierte können sich mit dem Sekretariat der Verwaltungsgemeinschaft Aub in Verbindung setzen:
Telefon: 09335/9710-0 oder E-Mail: info@vgem-aub.bayern.de
Dort ist auch das Begleitheft erhältlich. Umfangreiche Informationen findet man unter www.alfred-eck.de .