Schaut man die Reaktionen von CDU-CSU und die markigen Aussagen von Aiwanger und Söder an, so heißt das übersetzt „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“. Mit lautstarken Verdrehungen, Halbwahrheiten sucht man am rechten Rand Unterstützung zu gewinnen und wundert sich, dass dort die AFD die egoistischen und unzufriedenen Bürger und Bürgerinnen einsammelt. Das gilt zum Teil auch für die FDP, die das Heizungsgesetz teilweise blockiert hat.
Es wäre die große Stunde der Opposition gewesen, hier zwar auf die Schwachstellen hinzuweisen, aber die Wähler: innen bei der Lebensfrage „Wandel der Energieversorgung“ mitzunehmen und die Regierung zumindest teilweise zu unterstützen. Als Banken und Wirtschaft in den letzten Jahren ins Trudeln kamen, als Corona das Land heimsuchte, haben Regierung und Opposition konstruktiv zusammengearbeitet, warum nicht bei der Lebensfrage Klimawandel?
Wir sehen die Hitzesommer der letzten Jahre und fatalen Folgen für viele besonders ältere Menschen, wir sehen die Katastrophe im Aartal, wir sehen die Waldbrände rund ums Mittelmeer und wollen uns aber nicht vorstellen, dass es noch viel schlimmer kommen kann, wenn wir jetzt nicht schnell umsteuern.
So könnten bei der Haltung „wasch mich, aber mach mich nicht nass“ bis 2100 die Durchschnittstemperatur um rund 5° Celsius steigen und der Meeresspiegel mehr als zwei Meter, d.h. in Norddeutschland lägen viele Landbereiche unter dem Meeresspiegel, gleichzeitig nimmt auch die Gewalt der Stürme zu. Und blicken wir auf die Welt, so sind mehr als eine Milliarde Menschen in Küstennähe vom Meeresanstieg und der Gewalt der Stürme bedroht.
Schaut man auf die vernünftigen Bürger und Bürgerinnen unter uns, so gibt es trotzdem einen Silberstreifen am Horizont. Sie wissen, dass die Heizungen rund ein Drittel der CO2-Emissionen in Deutschland verursachen und sie wollen die Heizungen bald – unabhängig von allen gesetzlichen Regelungen – austauschen, doch die Umsetzung ist nicht ganz so einfach. Man muss genau überlegen, wie man am besten vorgeht.
Die wichtigsten „Energiequellen“ sind die Sonne und das „Energiesparen“, man sollte also – wenn möglich – das Haus gut dämmen und auf dem Dach oder der Südseite die Sonne „anzapfen“, sei es als Solarthermie (Warmwasser) oder als Photovoltaik (Strom). Doch das reicht leider kaum aus, um z.B. im Winter den Wärmebedarf zu decken.
Man muss also auch an die Heizung ran: Für die Solarthermie braucht es auf alle Fälle einen Speicher und damit verbunden muss das Heizungssystem gewechselt werden. Hier gibt es vom Staat erhebliche Zuschüsse, hier helfen die meisten Heizungsunternehmen oder Energieberater gern weiter.
Lebt man in einer Stadt wie Würzburg, wo ein Fernwärmenetz aufgebaut ist, empfiehlt sich ein Anschluss an das Fernwärmenetz. Man gewinnt zusätzlichen Raum im Haus und die Energieversorgung kann meist leichter auf Umweltenergien umgestellt werden.
Vielleicht gibt es in kleineren Orten wie Margetshöchheim auch ein Wunder, dass ein Ortsfernwärmenetz ausgebaut wird. Ich würde mich, obwohl meine Pelletsheizung erst sechs Jahre alt ist, gern dort anschließen, dazu müssten aber viele Haushalte hier im Ort sich auch anschließen.
Gibt es keine Aussicht auf ein Fernwärmenetz, so hat man doch einige gute umweltgerechte Möglichkeiten:
- Man ersetzt die Heizungsanlage durch eine Wärmepumpe, die auch ohne Fußbodenheizung – also auch in Altbauten – gute Dienste leistet. Es gibt eine Luft- bzw. Wasserwärmepumpe, beide Heizungssysteme beziehen die Energie aus dem Wärmevorrat in der Luft bzw. im Wasser. Und nicht vergessen, auch Lufttemperaturen um 0° Celsius sind noch rund 272° Kelvin heiß, da kann man noch ordentlich Energie entnehmen.
- Man baut eine Pelletsheizung ein, dazu braucht man aber einen Lagerraum für die Pellets. Bei einer alten Ölheizung kann man den Öltank durch ein Pelletslager ersetzen.
- Keine gute Lösung ist eine reine Elektroheizung, die sehr teuer ist und nur dann umweltfreundlich ist, wenn sie allein mit erneuerbaren Energien betrieben wird.
- Eine schlechte Entscheidung ist, weiter auf Gas zu setzen und zu hoffen, dass irgendwann Wasserstoff Gas ersetzen könnte. Auch wenn Aiwanger von einer Wasserstoffzukunft träumt, so sieht die Welt – wenn er wieder aufwacht – ganz anders aus:
Viele Gasheizungen lassen sich gar nicht auf Wasserstoff umrüsten und müssten ausgetauscht werden. Zudem wird zur Zeit nur rund 1 % des benötigten Wasserstoffs in Deutschland mit Umweltenergien hergestellt, die übrigen 99 % werden meist aus Erdgas hergestellt, dazu benötigt man aber die doppelte Energiemenge an Erdgas, um den Wasserstoff zu bekommen. Das ist nicht nur Energieverschwendung, sondern belastet die Umwelt doppelt. Zudem wird die CO2-Abgabe zunehmend besteuert, was das Heizen wirklich teuer macht!
Um Wasserstoff aus Sonnen- oder Windenergie herzustellen, braucht man – wenn man die Abwärme nicht nutzen kann – mehr als doppelte an Umweltenergien, aber die benötigt man dringend, um Braunkohle, Öl und Erdgas für das Stromnetz zu ersetzen. Auch ist das Erdgasnetz nicht für reinen Wasserstoff ausgelegt, man müsste also ein Wasserstoffnetz zusätzlich bauen. Zwar kann man Wasserstoff mit CO2 aus der Atmosphäre auch in Methan umwandeln und damit unsere Erdgasnetz weiter nutzen, doch dieser dritte Schritt kostet erneut viel Energie. Dieser Traum vom Wasserstoff könnte nur dann wahr werden, wenn Solar- und Windenergie im großen Überschuss auf der Welt produziert werden, doch dahin ist es leider noch ein sehr weiter Weg.
Denken Sie daran, ein Heizungseinbau ist etwas Langfristiges, d.h. die Heizung sollte auch noch im Jahr 2050 umweltfreundlich das Haus warm machen, wie damals unter der Regierung Merkel mit CDU-CSU und SPD im Vertrag von Paris zugesagt haben! Und denken Sie auch an Ihre Kinder und Enkelkinder, die in einer Welt leben wollen, die nicht lebensfeindlich geworden ist.
Gerhard von Hinten