Auch 2022 wird wohl wieder ein extrem niederschlagsarmes und heißes Jahr sein. Besonders Nordbayern ist davon betroffen. Dem bayerischen Umweltminister fällt deshalb nichts Besseres ein, als die Fernwasserideologie vergangener Jahrzehnte auf die Spitze zu treiben. Er will quer durch Bayern gigantische Fernwasserleitungen bauen. Ausgangspunkt sollen der Bodensee und das Lechmündungsgebiet sein. Dabei ist das nichts Neues. Aus Genderkingen, wo der Lech in die Donau mündet, wird schon lange Wasser durch eine Fernwasserleitung in den Raum Nürnberg gepumpt. Von da führt ein Strang nach Unterfranken in das Versorgungsgebiet der Fernwasserversorgung Franken (FWF). Ein anderer Strang führt bis ins nördliche Oberfranken. Und aus dem Bodensee beziehen weite Teile Baden-Württembergs bis Bad Mergentheim im Norden ihr Wasser. Selbst Wertheim und Großrinderfeld sollten angeschlossen werden. Sie wehrten sich vor einigen Jahren allerdings vehement dagegen.
Wenn die Staatsregierung nun zusätzlich quer durch Bayern weitere Fernwasserleitungen bauen will, wird das die Probleme des Klimawandels nicht dauerhaft lösen. Der Trinkwassermangel in Unterfranken ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass jahrzehntelang Grundwasservorkommen durch Ausweitung der Bau- und Gewerbegebiete und intensive Landwirtschaft unbrauchbar wurden. Jetzt rächt sich, dass viele Kommunen aus Angst vor Einschränkungen durch Wasserschutzgebiete ihre eigene Wasserversorgung aufgegeben haben.
Satt noch vorhandene kleine örtliche Wasserversorgungen zu unterstützen und zu erhalten, setzt man wieder aufs Fernwasser.
Da der Klimawandel auch an Margetshöchheim nicht spurlos vorbeigeht, hat der Margetshöchheimer Trinkwasserbeauftragte Etthöfer in einem Schreiben an Bürgermeister Brohm auf die Probleme hingewiesen, die für den Ort bei einer weiteren Ausweitung von Baugebieten entstehen könnten:
„Angesichts der anhaltenden extremen Trockenheit möchte ich daran erinnern, dass verständlicherweise die Grundwasserstände fallen und wir unter bestimmen Umständen zukünftig bei der Grundwasserentnahme in den beiden Brunnen an die zulässige Obergrenze stoßen könnten.
Die wichtigsten Gründe dafür sind:
Die Einwohnerzahl wird durch die neuen Baugebiete (Scheckert-Lausrain und Götzgelände) sowie die dort schon bestehende Wohnanlage deutlich steigen.
Der viele Jahre rückläufige Wasserverbrauch wird als Folge des Klimawandels mit Sicherheit steigen.
Kritisch könnte es werden, wenn wir die Nitratwerte nicht zuletzt wegen des Klimawandels nicht unter dem Grenzwert halten können und eine technische Nitratreduzierung erforderlich sein sollte. Das würde den Wasserverbrauch deutlich steigern, weil damit regelmäßige Spülvorgänge verbunden wären. Das Gutachten des DVGW-Technologiezentrums Wasser (TZW) Karlsruhe belegt dies.
Und letztendlich sind die Wasserverluste durch Rohrbrüche ein nicht zu unterschätzender Faktor. Deshalb hat das TZW dringend geraten, die Wasserverluste auf maximal 10 % zu halbieren. Zukünftige Baugebiete sind übrigens in der Studie des TZW noch gar nicht eingerechnet.
Im Klartext bedeutet dies, dass kein weiteres Baugebiet ausgewiesen werden kann, wenn sich an den oben genannten Faktoren nichts (positiv) ändert.“