Margetshöchheim hatte in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wie viele Wasserversorger in Deutschland, besonders auch in Nordbayern, mit deutlich überhöhten Nitratwerten im Trinkwasser zu kämpfen. Kritisch wurde dies vor allem, als der Nitratgrenzwert auf Drängen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 90 auf 50 mg/l Nitrat herabgesetzt wurde. Während viele Gemeinden damals den bequemen und von den staatlichen Behörden mit erheblichen Zuschüssen honorierten Weg zur Aufgabe der eigenen Wasserversorgung hin zum Fernwasseranschluss gingen, entschied man sich in Margetshöchheim für die Erhaltung der eigenen Trinkwasserversorgung und ergriff beispielhafte Maßnahmen zur Senkung der Nitratwerte.
Das war vor allem das Verdienst der örtlichen Bund Naturschutz-Gruppe und der 1984 gegründeten kommunalen Liste „Margetshöchheimer Mitte – die Liste für Umwelt und Natur (MM)“. Auf Drängen der staatlichen Wasserwirtschaft wurde damals auch ein teures hydrogeologisches Gutachten erstellt, um die Herkunft und die Ursachen der Nitratbelastung des in den Brunnen geförderten Wassers zu ermitteln. Dafür wurden im Vorfeld der beiden Brunnen im Sandflurgebiet Pegel gebohrt, die für die Ermittlung der Grundwasserhöhe und der Nitratbelastung erforderlich waren.
Damals ermittelte der damalige und derzeitige Trinkwasserbeauftragte Peter Etthöfer eineinhalb Jahre lang an jedem Montag an den beiden Brunnen und an bis zu 17 Vorfeldmessstellen die Grundwasserstände. Dort wurden auch über viele Jahre monatlich die Nitratwerte ermittelt.
Als ein umfangreiches Maßnahmenbündel der Gemeinde langsam Wirkung zeigte und die Nitratwerte sanken, reduzierte man die Nitratmessungen auf vierteljährliche Messungen. Bis heute liegen etwa einige tausend Nitratmessungsergebnisse vor. Dabei wurden die Wasserproben an den Pegeln durch Schöpfproben ermittelt, die seit vielen Jahren durch die Energie Lohr-Karlstadt gezogen wurden, die für die technische Betriebsführung der Wasserversorgung verantwortlich ist.
Vor einigen Jahren wies Peter Etthöfer bei Besprechungsterminen mit dem Bürgermeister und der Energie darauf hin, dass bei der Probeentnahme nach den Vorgaben des DVGW (der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches) das in den Pegeln anstehende Grundwasser erst einmal abgepumpt werden muss, bevor Nitratproben entnommen werden. Trotzdem wurden weiterhin nur Schöpfproben entnommen, bei denen das in den Pegeln oft mehrere Monate stehende Wasser beprobt wurde.
Da die Proben an manchen Messstellen in den letzten Jahren teilweise Ergebnisse (z.B. 0 mg/l Nitrat) brachten, die unmöglich realistisch sein konnten, schlug Etthöfer vor, aus Kostengründen an einigen wenigen Pegeln erst eine Schöpfprobe und danach ein Pumpprobe zu entnehmen. Dadurch sollte festgestellt werden, wie realistisch die Ergebnisse bei den Schöpfproben sind, die seit Jahrzehnten üblich waren.
In Anwesenheit eines Energiemitarbeiters und des Trinkwasserbeauftragten Etthöfer entnahm am 19.6.24 ein Mitarbeiter des renommierten Instituts Dr. Nuss aus Bad Kissingen die Proben an den beiden Brunnen und 3 Pegeln. Bei allen Proben lagen die Nitratproben bei den Pumpproben niedriger als bei den Schöpfproben. Besonders deutlich zeigte sich das beim Pegel F2. Bei der Schöpfprobe wurden 54,2 mg/l Nitrat gemessen, bei der Pumpprobe 39,2 mg/l.
Das bedeutet im Klartext, dass viele Jahre lang ein Datenfriedhof angehäuft wurde, dessen Belastbarkeit gegen Null geht. Rückblickend ist festzustellen, dass man sich das Geld dafür hätte sparen können. Sicherheitshalber weisen wir darauf hin, dass das nicht für die Werte in den beiden Brunnen gilt, aus denen das Wasser für den Ort gepumpt wird. Dort wurden die Proben schon immer korrekt entnommen, so dass die dort gemessenen Nitratwerte belastbar sind. Und nur das ist für die Verbraucher von Bedeutung. Deshalb wäre es wohl sinnvoll, auf die Beprobung der Pegel ganz zu verzichten. Sie bringen, selbst wenn richtig beprobt wird, kaum neue Erkenntnisse. Und die Pumpproben sind sehr zeit- und damit auch kostenaufwändig. Probleme gibt es bei der Pump-Beprobung zusätzlich noch in niederschlagsreichen Jahren. Die Pegel müssten nämlich mit einem Transporter angefahren werden, der in diesem Jahr bei Pegeln unterhalb des Sandflurwegs wohl in der Wiese steckenbleiben würde.
Der Nitrat-Grenzwert der Trinkwasserverordnung liegt bekanntlich bei 50 mg/l. In den beiden Brunnen wurden am 19. Juni im Brunnen I 47,8 mg/l und im Brunnen II 45,5 mg/l. gemessen. Für Margetshöchheim bedeutet das zwar keine Entwarnung, aber es ist wohl ein kleiner Lichtblick.